Im Schatten des Fußballs: Spaniens zweite große Sportliebe
- Julius Lowman
- vor 4 Tagen
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Padel hat sich in Spanien von einem Randsport zum kulturellen Phänomen entwickelt, das längst in allen Gesellschaftsschichten angekommen ist. Mit über sechs Millionen regelmäßigen Spielerinnen und Spielern ist Padel nach Fußball inzwischen die zweitbeliebteste Sportart des Landes – das entspricht rund 12,7 % der Bevölkerung (Wikipedia, 2024). Der spanische Verband (FEP) meldete 2024 zudem über 109.000 lizenzierte Spieler, was einem Anstieg von 175 % seit 2012 entspricht (FIP, 2025). Besonders bemerkenswert ist die Durchmischung: Rund 40.000 Frauen und mehr als 12.000 Jugendliche unter 19 Jahren tragen dazu bei, dass Padel ein generationsübergreifender Sport geworden ist, der den Nerv der Zeit trifft.
Spaniens Infrastruktur als Erfolgsfaktor
Ein zentraler Motor des Booms ist die Infrastruktur. Spanien verfügt über rund 4.500 Clubs und knapp 17.000 Plätze – fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Damit kommt auf 2.800 Einwohner ein Court, eines der dichtesten Netzwerke weltweit (Cluster Padel, 2025). Diese Plätze sind nicht nur in urbanen Zentren wie Madrid, Barcelona oder Bilbao zu finden, sondern auch in Urlaubsregionen wie der Costa del Sol, Mallorca oder Teneriffa. Viele Hotels haben eigene Plätze gebaut, bieten Einsteigerkurse an und werben damit, dass Gäste Padel mit Sonne, Strand und Gastronomie verbinden können. Für ambitionierte Spieler locken zusätzlich Akademien und Intensivprogramme, in denen Weltklassetrainer die Entwicklung begleiten.
Lifestyle statt nur Sport
Doch Padel ist mehr als eine sportliche Aktivität – es ist ein Lebensstil. Nach dem Match trifft man sich auf ein Getränk, lacht, analysiert Ballwechsel und vernetzt sich. Diese soziale Dimension hat dazu beigetragen, dass Padel in Spanien so tief verwurzelt ist. El País (2025) beschreibt den Wandel als „Reise vom Sport der Reichen hin zu einem Spiel für alle“. Studien zeigen, dass fast die Hälfte der Generation Z Padel auch als Mittel begreift, neue Leute kennenzulernen. Selbst Dating-Apps wie Bumble nutzen Padel inzwischen als gemeinsames Interessensfeld, um Matches zwischen sportbegeisterten Singles zu fördern (Financial Times, 2025; El País, 2025).
Die Bühne der Profis wächst mit
Auch auf der professionellen Bühne spiegelt sich das Wachstum wider. Spanien ist das Epizentrum des internationalen Turnierkalenders. Seit 2020 fanden hier mehr als 100 FIP-Events statt, was 23 % des weltweiten Turniervolumens entspricht (MundiPadel, 2024; FIP, 2024). Madrid gilt inzwischen als die Padel-Hauptstadt, nirgendwo ist die Fangemeinde größer (FIP, 2024). Der Abschied von Legenden wie Fernando „Bela“ Belasteguín im ausverkauften Palau Sant Jordi im Jahr 2024 wurde zum nationalen Medienspektakel (AS, 2024) – ein Beleg dafür, welchen Stellenwert der Sport inzwischen erreicht hat. Gleichzeitig stehen neue Stars bereit: Spielerinnen wie Ariana Sánchez und Paula Josemaría führen die Weltrangliste an und betonen, dass Vorbilder wie Fußballerin Alexia Putellas dazu beigetragen haben, dass heute mehr junge Mädchen den Mut finden, in den Sport einzusteigen (El País, 2025).
Spaniens Vorbild für die Welt
Der Erfolg Spaniens lässt sich schließlich auch international ablesen. Weltweit spielen inzwischen rund 30 Millionen Menschen Padel, davon 59 % in Europa. Spanien behauptet mit seinen fünf bis fünfeinhalb Millionen Aktiven klar die Spitzenposition (Pala-Hack, 2025). Prominente Investoren wie Andy Murray oder Eva Longoria beteiligen sich an Clubs und Turnieren, was den Lifestyle-Aspekt zusätzlich befeuert (El País, 2025). Dass sich Padel damit nicht nur als Sport, sondern auch als Teil einer globalen Kultur etabliert, ist unübersehbar.
Am Ende ist der Boom in Spanien kein Zufall, sondern die logische Folge einer einmaligen Mischung: zugängliche Regeln, ganzjährig ideales Klima, eine dichtgewebte Infrastruktur und ein gesellschaftliches Umfeld, in dem Sport und Geselligkeit nahtlos ineinander übergehen. Padel in Spanien bedeutet nicht nur Schläger und Ball – es bedeutet Gemeinschaft, Emotion, Reisen und Lifestyle. Wer heute in Spanien Padel spielt, nimmt ein Stück moderner Kultur mit nach Hause.
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